Florian Wäspe

Florian Wäspe

Interview mit Florian Wäspe

1. Hat die Pandemie – Situation einen Einfluss auf dein Schaffen?
Sehr wohl hat die Pandemie einen Einfluss auf mein Schaffen. Einerseits aufgrund augenscheinlicher, gesamtgesellschaftlicher Einschränkungen in den Bereichen Mobilität, Kommunikation und Nutzung gemeinsamer Werkstätten. So reduzierte ich den Wirkungskreis meiner Arbeit stark und meine aktuellen Projekte basieren weniger auf Zusammenarbeit als sonst. Durch die Schliessung von Kulturinstitutionen und das Veranstaltungsverbot fehlen mir zudem wichtige Orte der Inspiration und des Austauschs. Das heisst, ich ging öfter zu Hause aufs Klo als sonst.

2. In welcher Weise prägen tages-, gesellschafts- und wirtschaftspolitische Themen dein Schaffen?
Diese Themen sind bei meiner aktuellen Arbeit «Precarioptics» zentral. Ich bringe dabei aktuelle Phänomene und Ausprägungen des Kapitalismus mit meiner Biografie in Verbindung und mache sie multimedial sichtbar. Dabei untersuche ich bei Spaziergängen, Gesprächen und bei genauer Betrachtung meines Arbeitsalltags prekäre Milieus und die Brüchigkeit der Gesellschaft. Daraus resultieren Notizen, die ich mit Zeitungsausschnitten, Sachbuchzitaten, Fotografien und Grafiken ergänze und zu Glossarbeiträgen montiere. Im Frühling werde ich das Glossar in gedruckter Form anlässlich mehrerer Lecture-Performances präsentieren.

3. Wie definierst du deinen Beruf als Künstlerin / als Künstler?
Die künstlerische Arbeit bietet mir die einzigartige Möglichkeit, einen persönlichen, entgegengesetzten Blickpunkt zu beziehen und dabei einen alternativen Vorstellungsraum zu kreieren. Als Künstler pflege ich einen kreativen Umgang mit Informationen und sehe mich als Moderator beim Verhandeln verschiedener ästhetischer Ansichten.

4. Wo siehst du die Aufgabe der Kunst im gesellschaftlichen Kontext?
Die Kunst ermöglicht einen kritischen Blick auf eine von Ratio, Orthodoxie und Technik geprägte Gesellschaft. Ihre Haupttriebfeder ist, trotz vielerlei Sehnsüchte, nach wie vor das liebe Geld. Der Kunst bleibt die Möglichkeit alternative Begriffe wie Leidenschaft, Sehnsucht, Ekstase etc. mitten in die Gesellschaft zu tragen. Das ist schön.

5. Wie wichtig sind öffentliche Reaktionen für dich und dein Schaffen?
Eine öffentliche Reaktion ist insofern wichtig, als dass sie die Basis eines gemeinsamen Dialogs bilden kann. Für mich ist es wesentlich mit anderen im Austausch zu sein. Ich möchte mit meiner Arbeit Standpunkte des gesellschaftlichen Lebens sichtbar machen und den Dialog diesbezüglich fördern.

6. Welches ist dein persönliches Highlight in diesem besonderen Jahr 2020?
Das Jahr 2020 war gezeichnet von dramatischer Berichterstattung, grossem Elend, Unsicherheiten und Todesfällen. Da war die Verkündung von neuem Leben – konkret die Geburt meines dritten Patenkindes – mein persönliches Highlight.


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Precarioptics

Mit der künstlerischen Forschung «Precarioptics» untersuche ich aktuelle Ausprägungen des Kapitalismus (u.a. Gig-Economy, Digitaler Kapitalismus) und stelle eine Verbindung zu meiner Biografie her. Durch Literaturrecherche und Stadtbegehungen sammle ich Material für ein Künstlertagebuch und ein Glossar. Im Herbst 2021 wird das Ergebnis anlässlich von Ausstellungen (Installation, Performance) präsentiert.


Weitere Werke und Kontakt

Florian Wäspe unter www.flowaespe.art, flowaespe@tutanota.com



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